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Große Stifterin, doch stets still und bescheiden

Geburtstag: Traudl Engelhorn wird 90 / Konzert in der von ihr geförderten Christuskirche zu ihren Ehren / Einsatz für Reiss-Engelhorn-Museen

Traudl Engelhorn lebt in der Schweiz, hilft aber sehr oft in Mannheim. © Prosswitz

Es wird für sie am Samstag um 18 Uhr in der Christuskirche eigens ein besonderes, öffentliches Konzert geben. Gedacht ist es als "Festliches musikalisches Geburtstagsgeschenk". Denn heute feiert Traudl Engelhorn, die stets bescheiden und zurückhaltend auftretende, vielfältig engagierte Stifterin und Gönnerin, ihren 90. Geburtstag. Die Christuskirche wie das Kulturleben haben ihr sehr viel zu verdanken.

Der Ort des Konzerts ist mit Bedacht gewählt. Traudl Engelhorn war es, die mit einer Großspende von 400.000 Euro den Grundstein gelegt hat, die - doppelt so teure - Rettung der Steinmeyer-Orgel überhaupt erst angehen zu können.

Geboren in Wien, hatte sie 1955 in der dortigen Evangelischen Pfarrkirche in der Dorotheengasse Peter Engelhorn geheiratet, Vetter des langjährigen Boehringer-Mannheim-Chefs Curt Engelhorn. Seit Peter Engelhorn 1991 in Montreux starb, zog sich Traudl Engelhorn noch mehr als zuvor schon aus der Öffentlichkeit zurück. Sie lebt in der Schweiz. Dort gilt die frühere Mitgesellschafterin von Boehringer als eine der reichsten Frauen. Mannheim blieb sie stets sehr eng und in herzlicher Dankbarkeit verbunden - besonders der Christuskirche. Hier erlebten ihre vier in Mannheim geborenen Töchter Taufe, Konfirmation und Hochzeit, hier ist sie immer mal wieder gerne Gast bei der "Christuskirche im Kerzenschein" im Advent.

In ihrer Villa in der Werderstraße hatte die Familie glückliche Jahre erlebt, im langjährigen Pfarrer Fritz Lang einen engen Freund gefunden. Wohl deshalb war Traudl Engelhorn die erste Zustifterin der vom Ehepaar Renate und Karl Schneider initiierten "Stiftung Christuskirche - Kirche Christi". Ob die gerade begonnenen Jahrhundertreparatur der Orgel, zuvor bei der Beleuchtung der Kirchenkuppel mit dem goldenen Erzengel Michael und bei der Finanzierung des Pfarrvikariats - stets war und ist Traudl Engelhorn bereit, ihre alte Gemeinde zu unterstützen.

Sportzentrum ermöglicht

Doch nicht allein die Kirche der Oststadt bedenkt sie regelmäßig. Das moderne Sportzentrum des TSV 1846 am Fernmeldeturm wäre ohne die Mäzenin ein Traum geblieben.

Den von ihrem Mann gegründeten Verein "PE-Förderungen für Studierende der Musik", der hochbegabte junge Musiker individuell fördert und jährlich einmal bei einem exklusiven, hochkarätigen Konzert im Zeughaus präsentiert, finanziert sie weiter großzügig. Auch die von ihr und ihrem Ehemann mit viel Liebe und Leidenschaft gesammelten kunstvollen Glasskulpturen waren bereits in den Reiss-Engelhorn-Museen zu sehen - wodurch der Kontakt zu dem Haus noch enger wurde.

Das führte dazu, dass Traudl Engelhorn 2013 selbst zur noblen Stifterin für das Museum wurde. In Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann - einst Mitbegründer des Fördererkreises des Museums - rief sie die "Brombeeren-Stiftung" ins Leben und stattete sie mit einem Kapital von 20 Millionen Euro aus.

Die höchst erfolgreiche Ägypten-Sonderschau, die schon über 150?000 Besucher anzog, wäre ohne dieses Engagement nie möglich gewesen. Auch über die Brombeeren-Stiftung hinaus zeigte sich Traudl Engelhorn schon mehrfach sehr großzügig. Als sie entdeckte, dass ein edles Kaffee- und Teeservice aus Frankenthaler Porzellan, das nachweislich Kurfürst Carl Theodor benutzt hat, im Kunsthandel auftauchte, erwarb sie es spontan für das Museum - und wird nun auch eine Veröffentlichung darüber ermöglichen.

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 19.01.2017

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